, Thomas Böhler

1 x Gold und 4 x Bronze für den RV Wiking Bregenz bei der ÖM 2019

Nichts für schwache Nerven war die ÖM 2019 vom 27. bis 29. September auf der Neuen Donau in Wien - von den 5 Bregenzer Booten, die eine Medaille gewannen, hatten 4 einen Vorsprung von nur 0,5 Sekunden oder weniger auf das folgende Boot...

„Klein…“ war die Mannschaft des RV Wiking Bregenz bei der ÖM in Wien (10 Aktive), „…aber fein“ war sie auch, sammelten die Bregenzer Ruderer heuer doch mit 5 Medaillen deutlich mehr als in den vergangenen Jahren – für eine ÖM mit zumindest gleich vielen Medaillen muss man bis ins Jahr 2010 zurückgehen, damals gewann eine deutlich größere Mannschaft sogar 6 (ebenfalls 1 x Gold, 4 x Bronze, aber zusätzlich 1 x Silber). Das Bregenzer Team, reiste am Freitag, den 27.9. nach Wien, das sich mit besten Ruderbedingungen präsentierte. Auch am Samstag spielte der Wind keine wesentliche Rolle, dafür regnete es ausgiebig. Am sonnigen Sonntag kam am Nachmittag dann doch noch der berüchtigte Wiener Wind in der Form eines doch schon störenden Mitwinds.

Das beste Ergebnis dieser ÖM lieferten am Sonntag-Nachmittag Alexander Meßmer und Dominik Reimann im Junioren B Doppelzweier (15/16jährige). Die beiden hatten im Frühjahr u.a. Silber bei der Wiener Internationalen Ruderregatta und den 4. Rang bei der EUROW in Ottensheim geholt, wobei sie jeweils nur einem österreichischen Boot den Vortritt lassen mussten - dem von Möve Salzburg (wenn auch in anderer Besetzung als bei der ÖM). Mit einer Medaille durfte also gerechnet werden, obwohl bei der ÖM natürlich noch das eine oder andere gegenüber dem Frühjahr neue Boot dazukam. 12 gemeldete Boote bedeuteten 2 Vorläufe, fürs A-Finale war der 3. Platz nötig. Alexander/Dominik ruderten den Vorlauf souverän herunter und lagen bis 500 m vor dem Ziel in Führung, gingen dann vom Gas und qualifizierten sich als Vorlaufzweite sicher fürs A-Finale. Dort übernahmen sie nach dem Start schnell die Führung, bald waren nur noch die Boote von Salzburg (Zunzer/Knoglinger) und das erste Boot von LIA Wien (Reda/Wagner) in Schlagdistanz. Auf der zweiten Streckenhälfte kam dann wie bereits bei der Wiener Regatta im Juni der Angriff der Salzburger. Trotz der schwierigen Ruderbedingungen (mit denen sie im Juni schlecht zurechtgekommen waren, was ihnen damals wahrscheinlich den Sieg gekostet hatte) konnten die Bregenzer diesem Angriff standhalten und die Goldmedaille mit 0,36 s Vorsprung auf die Salzburger ins Ziel bringen – damit holten sie den ersten Österreichischen Meistertitel seit 2014 nach Bregenz!

Nur kurz nach dem Meistertitel im Junioren B Doppelzweier ging Julie Praeg im Juniorinnen A Einer (17/18jährige) ins Rennen. Nach einer frustreichen Frühjahrssaison (Stichwort: bei der Zusammensetzung der Boote für die Qualifikation für den Coupe de la Jeunesse „übriggeblieben“, außerdem bei der EUROW krank) hoffte sie auf einen versöhnlichen Abschluss ihrer letzten Saison als Juniorin. Hinter der überlegenen Siegerin Valentina Cavallar (Friesen Wien) befand sich Julie nach gutem Start mit kurzzeitiger Führung den Großteil des Rennens im Kampf mit der Ottensheimerin Karin Brandner (wie Cavallar Junioren-WM-Starterin), die langsam ihren Rückstand vom Start aufholte und sich dann an Julie vorbeischieben konnte, die Schwierigkeiten mit den nicht einfachen Wasserbedingungen hatte - immer wieder klatschten Julies Ruderblätter auf die Wellen, was natürlich den Bootslauf störte. 100 m vor dem Ziel lag sie etwa 1,5 - 2 Bootslängen hinter Brandner und über 2 Längen vor der Völkermarkterin Schildberger, der 3. Platz für Julie schien klar zu sein. Sie machte es aber unfreiwillig noch einmal spannend: ca. 25 m vor der Ziellinie blieb sie mit einem Ruder im Wasser hängen, kenterte fast und kam nahezu zum Stillstand. In der Hektik blieb sie gleich noch einmal hängen und trieb langsam ins Ziel. Fast hätte sie dadurch noch den 3. Platz verloren, die Bronzemedaille ging sich aber um 0,5 s vor Schildberger doch noch aus.

Zurück zu den Junioren B: Bereits am Samstag sorgte Alexander Meßmer im Junioren B Einer für die erste Bregenzer Medaille dieser ÖM. Bei 19 teilnehmenden Booten wurde der Vorlauf als Einzelzeitfahren ausgetragen, bei dem Alexander sensationell den 2. Rang erreichte, was natürlich das Ticket fürs A-Finale und auch Medaillenhoffnungen bedeutete. Dort ruderte er von Juniorencoach Tevfik Mersin gut eingestellt ein taktisch kluges Rennen – er hielt sich auf dem 3. Rang, ließ sich nicht dazu verleiten sein Pulver schon zu früh zu verschießen und hatte am Schluss noch die nötigen Reserven, um auf den letzten Metern noch einem Angriff des Villachers Hannes Gietler standzuhalten und somit 0,32 s vor Gietler die Bronzemedaille zu erobern. Gold ging nach Gmunden (Gruber), Silber an Salzburg (Zunzer). In diesem Rennen startete mit Dominik Reimann noch ein zweiters Bregenzer Boot: Ein 12. Rang im Einzelzeitfahren bedeutete die Qualifikation fürs B-Finale, wo Dominik 4. bzw. Gesamt-10. wurde.

Im letzten Rennen mit Bregenzer Beteiligung startete am Sonntag die Mannschaft Alexander Meßmer / Dominik Reimann / Felix Behnke / Fabian Kienreich im Junioren B Doppelvierer. Sie hatte heuer bereits die Regatten in Klagenfurt und Ottensheim bestritten und dabei gegen das heuer dominante Boot von Wiking Linz und auch gegen LIA Wien jeweils den Kürzeren gezogen. Vorsicht war aber auch vor dem Salzburger Boot geboten, v.a. nach den guten Leistungen der Salzburger im Einer und Doppelzweier. Im Rennen schien Wiking Linz bald einem klaren Sieg entgegen zu rudern, dahinter entwickelte sich ein harter Kampf um Platz 2 zwischen Salzburg und der Bregenzer Crew (mit leichten Vorteilen für Salzburg), die restlichen Boote hatten mit der Medaillenentscheidung nichts zu tun. Etwa 500 m vor dem Ziel startete der Bregenzer Doppelvierer noch einmal eine Attacke, die Salzburger konnten jedoch kontern, dabei schoben sich diese beiden Boote auch noch einmal an Wiking Linz heran. Am Ende gab es für das Bregenzer Boot Bronze, 1,7 s hinter Salzburg, 4,1 s hinter Wiking Linz und 8,6 s vor LIA.

Bereits am Samstag hatten die gleichaltrigen Mädchen vorgelegt: Chiara Dueler / Franziska Bitsche / Saskia Dueler / Veronika Kaizler starteten im von ihnen eher ungeliebten Juniorinnen B Doppelvierer, es war die erste Regattateilnahme dieses Bootes über die Normaldistanz. Gegen das erste Boot von LIA Wien, das die heurige Saison dominiert hatte, rechnete man sich keine Chancen aus, dieses Boot wurde seiner Favoritenrolle auch gerecht und holte sich den Meistertitel vor dem starken Boot von Wiking Linz. Dahinter sah es auf der ersten Streckenhälfte schon nach einem 3. Platz für die Bregenzer Mädchen aus, im weiteren Verlauf des Rennens schob sich das zweite LIA-Boot aber immer näher heran. Gegen Ende des Rennens sah es danach aus, als ob die Wienerinnen das Bregenzer Boot tatsächlich noch überholen könnten, auf den letzten Metern konterten die Vorarlbergerinnen aber nochmals und konnten in einem Fotofinish mit 0,23 s Vorsprung doch noch die Bronzemedaille gewinnen.

Die weiteren Bregenzer Platzierungen:

Im Frauen Einer erreichte Ute Simma am Samstag ihr Ziel einer A-Final-Qualifikation mit einem klaren 3. Vorlaufplatz. Im mit Athletinnen des ÖRV-Kaders (u.a. Olympiastarterin Magdalena Lobnig) gespickten A-Finale legte sie dann noch nach und konnte den ausgezeichneten 4. Platz errudern.

Pech hatte der Juniorinnen B Doppelzweier Chiara Dueler / Franziska Bitsche, der am Samstag im deutlich schwierigeren der beiden Vorläufe den für die A-Final-Qualifikation nötigen 3. Rang gegen die späteren Vizemeisterinnen von LIA Wien um nur gut 1 s verpasste und dann locker das B-Finale gewann.

Ganz ähnlich ging es Franziska Bitsche im Juniorinnen B Einer am Sonntag (17 Starterinnen, 3 Vorläufe). Sie verpasste im 1. Vorlauf den fürs A-Finale nötigen 2. Rang wieder um nur gut 1 s und fand sich im B-Finale wieder, für das sich auch Chiara und Saskia Dueler über den 2. Vorlauf qualifizierten. Das B-Finale konnte Franziska gewinnen, Chiara und Saskia erreichten die Plätze 4 und 5.

Wie erwähnt strapazierten die vielen knappen Entscheidungen das Nervenkostüm des Trainerteams mit Teresa Köppel, Tevfik Mersin und Thomas Böhler - dafür ließ das schöne Gesamtergebnis dieser ÖM die lange Heimreise etwas schneller vergehen.