Historie
Die Gründung des Vereins und die Jahre bis zum 1. Weltkrieg (1900 bis 1918)
Viktor Sohm, der bekannte Schipionier, und sein Bruder Eugen Sohm hatten bereits im Jahr 1887 ein Ruderboot, nämlich einen zerlegbaren Zweier-Ausleger, den sie in einer Kiste gelagert hatten. Für jede Ausfahrt musste das Boot zusammengeschraubt und anschließend wieder zerlegt und verpackt werden.
Sie konnten Mr. Gordon, der an einer berühmten englischen Universität ruderte und damals in der Villa Fairholm in Bregenz zu Gast war, für gemeinsame Ausfahrten gewinnen und so ihre Rudertechnik verbessern. Als Viktor Sohm für einige Zeit nach Amerika ging, wurde das Boot verkauft.
Nach seiner Rückkehr aus Amerika gründete Viktor Sohm im Jahr 1900 zusammen mit Friedrich Eyth, der in Triest Mitglied des dortigen Rudervereins Hansa gewesen war, den Ruderverein Wiking. Dies war nach dem RV Neptun in Konstanz, 1885 gegründet, der zweite Ruderverein am Bodensee. Im ersten Jahr hatte der Verein 8 Mitglieder, die meisten waren Bergsteiger und Turner. Das erste Bootshaus war ein Holzschuppen am Brettermarkt, wo heute das Casino steht.
1906 ist auf Anregung des Rudervereins und des Segelclubs das Sporthaus am Gondelhafen erbaut worden. Der junge Verein hatte erstmals ein Vereinshaus und die Mitgliederzahl wuchs. Nun konnte auch ein erstes Rennruderboot und die Yole de Mer „Wiking“ angeschafft werden. Letztere ist – von Walter Leissing aufwendig restauriert – noch immer im Besitz des Vereins.
Rund um den Bodensee entstanden weitere Rudervereine. Es wurden Wanderfahrten veranstaltet, aber auch Regatten besucht und auch selber veranstaltet.
Die Zeit des 1. und 2. Weltkriegs (1918 bis 1945)
Während des ersten Weltkriegs wurden die meisten Vereinsmitglieder eingezogen, ein Drittel der Mitglieder fiel im Krieg. Nach dem Krieg meldeten sich so viele neue Ruderinteressierte, dass gar nicht alle aufgenommen werden konnten. 1938 musste ein zweiter Bootsraum gebaut werden, damit alle Boote untergebracht werden konnten.
Seit 1940 nahm der Verein erstmals auch Frauen auf. Der erste Damen Vierer erregte Aufsehen, war aber auch werbewirksam und weitere Frauen traten dem Verein bei. So konnte die Mitgliederzahl trotz der Einberufung der Männer im zweiten Weltkrieg gehalten werden.
Ein Frauen-Doppelvierer mit Elisabeth Kaibisch-Reitsberger, Lore Kafka-Isbert, Sigrid Freuis-Höfle, Hilde Unterberger-Reif und Steuerfrau Irma Roth-Peter errang eine Silbermedaille bei den Frauen Europameisterschaften in Amsterdam im August 1954, einer der großen sportlichen Erfolge des Vereins, an die erst wieder in den 1990er Jahren angeschlossen werden konnte.
Nach dem Ende des Krieges wurden dem Bootshaus und dem Bootspark von Besatzungstruppen und auch einheimischen Vandalierern schwere Schäden zugefügt. Ein Vierer wurde komplett zerstört, die restlichen Boote im alten Bootshaus wurden schwer beschädigt und Skulls, Rollsitze, Stemmbretter und Dollen gingen verloren. Die Boote wurden zum Teil im See treibend von Vereinsmitgliedern mühevoll geborgen und wie auch die unbeschädigt gebliebenen Boote im zweiten Bootshaus in Sicherheit gebracht.
Die folgenden zwei Jahre waren von intensiver Vereinsarbeit zur Instandsetzung dieser beschädigten Boote geprägt.
Die Nachkriegszeit bis zum Bau des neuen Bootshauses (1945 bis 1970)
Im Laufe der Jahre führten Hochwasser und die Baufälligkeit der Bootshäuser zu schweren Schäden am Bootsmaterial. Das Fehlen einer Reparaturwerkstätte verschärfte die Situation. Bereits 1950 hatte der damalige Bregenzer Bürgermeister Tizian dem Verein in der Festschrift zur 50-Jahrfeier die Notwendigkeit eines eigenen Vereinshauses attestiert. Es gab mehrere Initiativen von Vereinsmitgliedern. DI Otto Zerlauth zeichnete einen Plan für ein neues Clubhaus am Molo des geplanten neuen Sporthafens. Ing. August Ohneberg entwarf ebenfalls einen Bootshaus Plan. Aber es sollte bis zum Jahr 1966 dauern, bis erstmals berechtigte Hoffnung auf ein eigenes Vereinshaus bestand. Damals wurde der Baumeister Much Untertrifaller von der Stadt mit der Erstellung eines Projekts für ein Wassersportzentrum am neuen Sporthafen beauftragt. Auch vom Land wurde eine finanzielle Unterstützung zugesagt und der Verein selbst leistete einen Beitrag. So kam es zum Bau des neuen Bootshauses nach den Plänen von Much Untertrifaller, das im Jahr 1970 fertig gestellt wurde.
Die Siebziger Jahre bis zur Jahrtausendwende (1970 bis 2000)
Nun wuchs die Mitgliederzahl rasch an, vor allem auch im Schüler- und Jugendbereich. Der Bootspark wurde erweitert, seit 1976 auch durch ein Motorboot. Der Verein war ab dem Jahr 1970 zunehmend sportlich erfolgreich. Es gab mehrere österreichische Schüler- und Junioren Meistertitel sowie im Veteranen Bereich (heute Masters) einige Regatta Erfolge.
Höhepunkte waren die Teilnahmen der Brüder Keßler an den Ruder-Weltmeisterschaften 1989 (Bled, 10. Rang) und 1990 (Hobart, 11. Rang) sowie gemeinsam mit Thomas Böhler 1991 (Wien, 17. Rang) jeweils im Leichtgewichts-Doppelvierer, die Teilnahme von Thomas Böhler als erstem Wikinger an einer Junioren-WM 1990 in Aiguebelette (Doppelvierer, 15. Rang) und gemeinsam mit Bernd Längle und Peter Kapeller am „Nations-Cup“ (Vorläufer der U23-WM) in Paris 1994 (Leichtgewichts-Vierer ohne, 8. Rang). 1995 ruderte Thomas Böhler die WM in Tampere im Leichtgewichts-Achter (7. Rang), wo Bernd Längle Ersatzmann war. Monika Felizeter errang 1994 (München) und 1995 (Posen) bei den Juniorenweltmeisterschaften jeweils eine Silbermedaille im Doppelvierer bzw. Doppelzweier.
1996 war sportlich besonders erfolgreich, war der RV Wiking doch auf allen 4 damaligen Großereignissen vertreten: Die Teilnahme von Monika Felizeter bei den Olympischen Spielen in Atlanta war wohl die herausragendste Leistung einer Sportlerin des RV Wiking Bregenz. Gemeinsam mit ihrer Gmundner Partnerin Carola Schustereder im Leichtgewichts-Doppelzweier wurde sie 11.
In Strathclyde bestritten im gleichen Jahr Thomas Böhler die Non-Olympics-WM (Leichtgewichts-Doppelvierer, 11. Rang) und Bianca Sagmeister die gemeinsam mit der Non-Olympics-WM ausgetragene Junioren-WM (Doppelvierer, 11. Rang). Schließlich qualifizierte sich Markus Böhler für den Nations-Cup in Hazewinkel (Leichtgewichts-Doppelvierer, 6. Rang).
Daneben gab es auch erfolgreiche Teilnahmen an Studenten-Weltmeisterschaften mit 2 Silber- und 1 Bronzemedaille(n) sowie mehrere Österreichische Meistertitel im Elite- und Jugendbereich. Ein besonderer Titel gelang 1994 mit dem Gewinn der Vereinsmannschafts-Staatsmeisterschaft, die damit zum ersten und bislang letzten Mal nicht nach Wien oder Oberösterreich ging.
Neben diesen Leistungssportlern formierten sich in den 1970er Jahren auch Masters-Bootsmannschaften, nämlich ein Vierer mit und ein Vierer ohne Steuermann, zusammen ein Achter. Diese waren unter den ersten Booten in Österreich, die im Masterbereich (wie es heute genannt wird) an internationalen Regatten teilnahmen und reine Vereinsboote waren. So gewannen sie das erste Achterrennen in Bern, das von der FISA im Masterbereich ausgetragen wurde. Es folgten über viele Jahre weitere nationale und internationale Regatten in ganz Europa. Amsterdam, Berlin, Nottingham, Tours, Kerteminde (Dänemark), Gent und nationale Bewerbe.
Auch im Breitensport war der Verein immer sehr aktiv und es wurden und werden bis heute Wanderfahrten veranstaltet und viele aktive Breitensportler rudern zur eigenen Ertüchtigung und zum eigenen Vergnügen.
Naturgemäß gibt es unterschiedliche Interessen des Breiten- und des Leistungssportes. Ausgerechnet im sportlich so erfolgreichen Jahr 1996 kam es zu großen Konflikten, weswegen fast die gesamte Rennmannschaft mit ihren Trainern, den Keßler-Brüdern, aus dem Verein austrat und in Lochau einen eigenen Ruderverein Lochau gründete. Dieser war sportlich sehr erfolgreich, aber vor allem mangels Aussicht auf ein eigenes Vereinshaus bzw. eine Bootshalle kehrte die Rennmannschaft mit ihren Trainern im Jahr 2003 in den Ruderverein Wiking zurück.
Außergewöhnliche Verhältnisse herrschten im Jahr 1999. Nach einem niederschlagsreichen Herbst und schneereichen Winter ließen Starkregen im Mai zusammen mit der Schneeschmelze den Bodenseepegel auf ein Rekordhoch ansteigen. Die Innenstadt in Bregenz und große Wohngebiete in Hard wurden überschwemmt und standen unter Wasser. Auch das Wiking Gelände, insbesondere die Wiese vor dem Bootshaus, war überflutet, wodurch natürlich auch der Ruderbetrieb beeinträchtigt wurde.
Der Anfang des 21. Jahrhunderts (2000 bis 2020)
Im Jahr 2000 wurde das 100-Jahr Jubiläum des Vereins mit der Organisation des Österreichischen Rudertages im Festspielhaus Bregenz unter Anwesenheit der gesamten Ruder-Prominenz Österreichs und einer großen Anzahl politischer Funktionäre sowie einem zweitägigen Sommerfest mit einem großen Festzelt am Wiking Gelände gefeiert.
Im selben Jahr wurde auch die Erweiterung des Clubhauses abgeschlossen. Dieses Bauvorhaben war nur durch die großzügige finanzielle Unterstützung der Stadt Bregenz und dem Einsatz des Obmanns Tone Salzmann möglich, der seine Expertise als Ziviltechniker eingebracht hatte. Seitdem verfügt der Verein über größere Garderobenräume und den Trainingsraum im Obergeschoss, der auch bei Schlechtwetter und im Winter ein entsprechendes Training ermöglicht, sodass ein Ganzjahresbetrieb möglich wurde.
Der Verein war in diesen Jahren von 2000 bis 2020 auch sportlich sehr erfolgreich. Höhepunkte im Leistungssport waren mehrere Entsendungen zu FISA-Welt- und Europameisterschaften im U23- und Junioren Bereich.
2003 war Roman Reiter als Ersatzmann bei der Junioren-WM in Athen. 2004 ruderten Roman Reiter (9. Rang im Leichtgewichts Doppelzweier) und Bernd Feuerstein (11. Rang im Leichtgewichts-Vierer ohne) bei der U23-WM in Posen. 2005 bis 2007 war Roman Reiter weiterhin regelmäßig bei den U23-WMs am Start, nämlich 2005 in Amsterdam (11. Rang im Leichtgewichts Doppelzweier), 2006 in Hazewinkel (4. Rang im Leichtgewichts-Vierer ohne) und 2007 in Strathclyde (15. Rang im Leichtgewichts-Einer). 2007 in Strathclyde gab es zusätzlich durch Alexander Außerwöger einen 16. Platz im Einer.
2008 ruderte Florin Hirnschall im Leichtgewichts-Einer bei der U23-WM in Brandenburg.
2011 bis 2013 wurde Simon Büchele zur Junioren-WM in Eton (2011, 12. Rang im Doppelvierer) sowie zu den U23-WMs in Trakai (2012, 15. Rang im Doppelvierer) und Ottensheim (2013, 17. Rang im Doppelvierer) entsandt. Außerdem startete Daniel Natter 2012 jeweils im Doppelzweier sowohl bei der Junioren-WM in Plovdiv als auch bei der Junioren-EM in Bled (5. Rang).
2017 qualifizierte sich Sarah Reimann jeweils im Doppelzweier zur U23-WM in Plovdiv (12. Rang) und zur U23-EM in Kruszwica (8. Rang).
Außerdem gab es Teilnahmen beim Coupe de la Jeunesse durch Teresa Köppel (2007 in Varese), Simon Büchele (2011 Bronze im Vierer ohne in Hazewinkel), Daniel Natter (2012 Bronze im Doppelzweier in Ottensheim), Reingard Köb (2012 2 x Bronze im Doppelzweier in Banyoles) und Sarah Reimann (2016 in Posen).
Es gab auch erfolgreiche Teilnahmen an Studenten-WMs, u.a. mit 1 Gold-, 2 Silber- und 1 Bronzemedaille(n), sowie mehrere Österreichische Meistertitel im Elite- (2 auf dem Wasser, 2 auf dem Ergometer) und v.a. im Jugendbereich.
In den 1990er und 2000er Jahren startete ein Wiking-Achter (z.T. in Renngemeinschaft) mehrmals beim Head of the River in London und erreichte 2005 mit dem 50. Rang unter 420 Booten das beste Ergebnis.
Der Großteil der Mitglieder des RV Wiking frönt dem Breitensport, der ein sehr weites Spektrum abdeckt.
Im Jahr 2009 wurden im Verein erstmals über 80.000 km gerudert, was die rege sportliche Vereinstätigkeit auch im Breitensport bestätigt und zeigt, dass die Investitionen der letzten Jahre in Breitensportboote notwendig und sinnvoll waren.
Es bildete sich auch eine Gruppe von leistungsorientierten Sportlern, die bei Masters Rennen schöne Erfolge feiern konnte. Ab 2008 gab es mehrfach Siege bei Indoor-Rennen, aber auch auf dem Wasser konnten die Wiking-Masters Siege sowohl bei Österreichischen Masters-Meisterschaften als auch bei World- und Euro-Masters-Regatten errudern. Dabei war ab 2015 v.a. Ute Simma die erfolgreichste Masters Rudererin des Vereins, sie gewann außerdem zweimal (2016 und 2019) die Gesamtwertung der Frauen bei der Langstreckenregatta „Rose vom Wörthersee.
Am 23. Jänner 2010 veranstaltete der RV Wiking die Österreichische Indoor Meisterschaft in der Sporthalle Schendlingen in Bregenz. Planung und Durchführung waren mit einem großen Arbeitsaufwand verbunden, der sich aber gelohnt hat. Die Veranstaltung war ein großer Erfolg, auch in sportlicher Hinsicht mit mehreren Medaillen im Jugend- und Mastersbereich.
2012 wurde für die Breitensportler erstmals nach der Grundausbildung das begleitete Rudern als fixer Termin jeweils Mittwochs installiert. Da immer mehr Vereinsmitglieder in verabredeten Teams außerhalb der regulären Ruderzeiten ruderten, vor allem auch morgens, wenn das Wasser eher glatt ist, wurde es für die Neumitglieder zunehmend schwieriger, Mannschaften zu finden und sich in den Verein zu integrieren. Somit gaben viele schon nach der ersten Saison auf und traten aus dem Verein wieder aus. Dem sollte das begleitete Rudern entgegenwirken, was sich auch bewährte. 2019 wurde deshalb ein weiterer Termin samstags am Vormittag für gemeinsame Ausfahrten von neuen und erfahrenen Ruderern eingeführt.
Seit 2012 finden für interessierte Mitglieder auch betreute Skiff (=Einer) Ausfahrten mit dem Ziel statt, den Einer zu beherrschen. So fand auch im Breitensport das Skiff Rudern immer mehr Anhänger.
Einige Mitglieder organisierten 2012 eine Mitgliederbefragung zu verschiedenen Vereinsthemen, die zu einigen Turbulenzen führte und letztlich dazu, dass einige Vorstandsmitglieder ihre Funktion zurücklegten.
Im Frühling 2014 fand die Sportlerehrung der Stadt Bregenz beim Wiking statt. Viele Mitglieder halfen mit und trugen neben schönstem Sommerwetter zum großen Erfolg des Festes bei. Alle Teilnehmer waren begeistert und beneideten uns um den schönen Platz unseres Vereins.
2017 bekam der Verein ein neue Vereinsfahne, die vom Grafiker und Künstler Edgar Leissing gestaltet wurde.
Im Juni 2019 erreichte der Bodenseepegel wieder die Hochwasser Vorwarnstufe. In Bregenz wurden mobile Pumpen u.a. auch am Bilgeri Bach eingebaut. Eine große Menge an Treibholz bildete riesige Teppiche im See und auch im Sporthafen, wodurch der Ruderbetrieb einige Zeit lang behindert wurde. Glücklicherweise hat der Verein dies ohne große Bootsschäden überstanden.
Erstmals in der Vereinsgeschichte musste im März 2020 wegen der Corona-Pandemie der Vereinsbetrieb zur Gänze eingestellt werden. Zwei Tage vor der Jahreshauptversammlung am 12. März erließ die Regierung erste Einschränkungen, wonach Versammlungen in Gebäuden nur noch mit maximal 100 Mitgliedern stattfinden durften. Da an der Jahreshauptversammlung diese Anzahl nicht erreicht wird, konnte sie noch stattfinden. Nur wenige Tage später wurden die Maßnahmen ausgeweitet, Schulen, Hotels, Lokale und Geschäfte (Ausnahme Lebensmittelgeschäfte und Apotheken) wurden geschlossen, wenn möglich, sollte im Homeoffice gearbeitet werden. Das Ziel war, zwischenmenschliche Kontakte auf ein Minimum einzuschränken, um Ansteckungen zu verhindern. Alle Sportvereine mussten ihren Sportbetrieb einstellen. Die bereits anberaumten Veranstaltungen wie das Anrudern, das Jugendtrainingslager an Ostern, die Anfängerkurse usw. mussten abgesagt und das Vereinslokal geschlossen werden.